Verhalten
Herausforderndes Verhalten
Berichte von Angehörigen
- „Es schmerzt mich, wie er mich so behandelt.“
- „Er tut das bewusst, ich möchte wissen warum, so war er doch früher nicht, das macht mich verrückt.“
- „Ich bin eher unter der Erde als er.“
- „Das macht mich kaputt.“
- „Wir haben uns so auf den Ruhestand gefreut, jetzt ist alles anders gekommen.“
Was fällt auf in Gesprächen mit Demenzkranken?
- Sie wiederholen ein und dieselbe Frage.
- Sie erzählen immer wieder dasselbe.
- Sie haben Probleme, dem Gespräch zu folgen, vor allem dann, wenn mehrere Leute sprechen.
- Sie sprechen die ganze Zeit nur über die Vergangenheit.
- Sie fangen an, etwas zu erzählen und vergessen dann, über was sie gesprochen haben.
- Sie behaupten falsche Dinge und bestehen darauf.
- Sie ändern häufig unpassend das Thema des Gesprächs.
- Sie haben Probleme, sich an Namen, Personen, Orte und Situationen zu erinnern.
Wie können Sie ein Gespräch gestalten?
- Nehmen Sie sich Zeit für ein Gespräch.
- Zeigen Sie echtes Interesse.
- Diskutieren Sie mit dem erkrankten Angehörigen nicht, wer „im Recht“ ist (Recht auf subjektive Wahrheit anerkennen).
- Betonen Sie nicht Wissens- und Gedächtnislücken („Das habe ich dir schon dreimal gesagt.“), dies beschämt den erkrankten Gesprächspartner.
- Verwenden Sie Redewendungen, Sprichwörter („Das sagt man so.“).
- Stellen Sie keine „Warum“-Fragen (erfordert Wissen und konkrete Antworten)
- Bevorzugen Sie Fragen wie „Tun Sie das gern?“, „Mögen Sie …?“
Beachten Sie bei der Kontaktaufnahme:
- Stellen Sie Augenkontakt her.
- Vermitteln Sie Zuwendung und Aufmerksamkeit durch entsprechende Körperhaltung.
- Setzen Sie Mimik und Gestik ein, um sich verständlich zu machen.
- Geben Sie die Hand zur Begrüßung und achten Sie darauf, wie der Demenzkranke reagiert.
- Bei schwerer Ausprägung der Erkrankung wird der Händedruck eventuell nicht mehr wahrgenommen. Dann ist eine Kontaktaufnahme vielleicht durch Berühren des Oberarms oder der Schulter hilfreich.
Beachten Sie im Gespräch:
- Sprechen Sie langsam.
- Bauen Sie keine „verschachtelten“, komplizierten Sätze.
- Vermitteln Sie nicht mehrere verschiedene Informationen zur gleichen Zeit.
- Stellen Sie keine „Warum“-Fragen.
- Sprechen Sie den erkrankten Menschen mit Namen und mit Augenkontakt an, nicht unvermittelt von hinten oder von der Seite.
Biografie als Schlüssel zur Verständigung
- Prägungserlebnisse in Kindheit und Jugend sind der Schlüssel zum verstehenden Umgang mit Demenzkranken.
- Wichtig ist die vom Menschen persönlich erlebte Geschichte, aus der herausragende Ereignisse (Schule, Kommunion, Lehre, Heirat) erinnert werden.
- Für Demenzkranke stellt die Erinnerung an ihre Vergangenheit eine wichtig Hilfe dar, da das Langzeitgedächtnis lange erhalten bleibt. Dort findet der Betroffene Orientierung.
Wichtig sind Informationen
- über Person und Familie
- über besondere Ereignisse (Schule, Beruf, Heirat)
- über traumatische Erlebnisse (Krieg, Flucht, Verlusterlebnisse)
- über kulturelle Prägung
- über religiöse Bindung
- über den sog. Zeitgeist in Kindheit und Jugend des Betroffenen
- Nicht allein das Zusammentragen von Informationen aus der Biografie des Demenzkranken ist wichtig, sondern vielmehr das Erlebte, das die Person mit diesen Erfahrungen verbindet.
- Wichtig ist, die Erlebnisse des Demenzkranken nicht zu bewerten.
- Betreuende Personen sollten über wichtige politische/gesellschaftliche/kulturelle Ereignisse aus der Jugendzeit der Demenzkranken informiert sein (2. Weltkrieg, Vertreibung, Währungsreform)
Arbeit mit Erinnerungsalben
- Es hilft Menschen mit Demenz, ihre Identität zu wahren und gibt Sicherheit, sich selbst zu kennen. Damit wird Selbstvertrauen und Selbstachtung hergestellt.
- Es bietet eine Anregung zum Gespräch, sowohl für den Kranken als auch für den Angehörigen oder Pflegenden.
- Es erlaubt dem Menschen, sich an gute und schlechte Zeiten zu erinnern.
- Es gibt Halt und Sicherheit bei Umgebungswechsel (Heimaufnahme, Tagespflege).
- Es hilft den Angehörigen (Pflegenden), den Menschen als Individuum zu sehen.
Hilfen zur Orientierung…
Nur dann Orientierungshilfen geben,
- wenn Sie vom erkrankten Menschen noch verstanden werden können.
- wenn Sie nicht zusätzlich zur Beunruhigung und Überforderung führen.
- Weisen Sie im Gespräch beiläufig auf Tageszeit, Jahreszeit, Ort oder andere Orientierungspunkte hin.
- Unterstützen Sie durch leichte Berührung und vorsichtige Führung am Arm den erkrankten Menschen, wenn er sich verloren fühlt.
- Große Uhren mit Ziffernblatt (und Stundenschlag)
- Tageskalender
- Tafel mit Angabe des Wochentags und Datums
- Gleichförmiger Tages- und Wochenablauf
- Jahreszeitliche Dekoration
- Kleidungsvorlieben beachten
- Feste feiern, Feiertage begehen
Was tun bei Weglauftendenzen?
- Kennzeichnung der Kleidung und z. B. der Handtasche oder der Geldbörse.
- Genaue Überprüfung des Ausmaßes der Orientierungsstörung durch genaues Beobachten.
- Aktuelles Foto bereithalten, um bei einer eventuellen Suche ein Hilfsmittel zu haben.
- Information der Nachbarn am ehemaligen Wohnort.
- „Ich will heim“: Ergründen Sie, was das für den Kranken heißt.
- Tatsächliches Begleiten, aber dann „nur um den Block“ oder einkaufen gehen.
- Regelmäßige Spaziergänge organisieren.
- Ablenken!
Was tun, wenn der Demenzkranke Angst hat?
Mögliche auslösende Situationen:
- Überforderung!
- Situation wird von ihm nicht verstanden.
- Er ist nicht vertraut mit der Umgebung.
- Er fühlt sich durch krankheitsbedingte Realitätsverkennungen bedroht.
- Geborgenheit vermitteln durch ruhiges Auftreten und tröstenden Zuspruch.
- Den Kranken in den Arm nehmen, seine Hand halten, streicheln.
- Lieblingsmusik spielen/singen.
- Kontakt und Nähe anbieten.
- Rückzugsmöglichkeit anbieten.
Was tun, wenn der Tag-/Nacht-Rhythmus gestört ist?
- Für Aktivitäten tagsüber sorgen (Alltagsarbeiten, Gymnastik, Singen, Spaziergänge)
- Helle Beleuchtung in Räumen tagsüber
- Nachts völlige Verdunkelung oder Nachtlicht
- Bequeme Nachtkleidung; aber auch schlafen in Tageskleidung akzeptieren, wenn der Betroffene es ablehnt, sich umzuziehen
- Einschlafgewohnheiten beachten: beten, Musik, bestimmte Getränke
- individuelle Schlafzeiten beachten
- Regelmäßige Toilettengänge
- Bei Angst Licht anmachen
- Eventuell schlaffördernde Maßnahmen durch Einreiben mit beruhigend wirkenden Ölen
Was tun bei Schreien?
Mögliche auslösende Situationen: fehlende Zuwendung, Umgebungswechsel, Schmerzen, Einnässen und Einkoten, Hunger, Durst, Angst wegen Verkennungen und Halluzinationen.
- Versuch, Beruhigung durch Gespräch und Berührung zu erreichen
- Vertraute Musik spielen
- Außenreize reduzieren
- Toilettengang, Vorlagen wechseln
- beruhigende Körpermassagen
- Arzt hinzuziehen
Was tun bei Aggressivität?
Mögliche auslösende Situationen:
- Personen und Situation werden vom Demenzkranken verkannt.
- Situationen können vom ihm nicht überschaut werden.
- Schmerzen
- Verstopfung
- Schamgefühle (z. B. bei Intimpflege durch pflegende Personen), aber auch durch Vorwürfe, Kritik, Zurechtweisung
Umgang mit Aggressivität
- Versuch, Beruhigung zu erreichen durch ruhiges Zureden oder beruhigende Musik, angenehme Gerüche
- Diskussionen vermeiden
- Manchmal ist Körpersprache hilfreicher als Worte
- Pflegemaßnahmen verschieben
- Ärztliche Untersuchung und eventuell Medikamentöse Behandlung
Wie kann man Konflikte vermeiden?
- Weisen Sie den erkrankten Menschen nicht auf Fehler hin und korrigieren Sie Fehler diskret und nebenbei.
- Passen Sie die Anforderungen an die „Tagesform“ des erkrankten Menschen an.
- Hektik, Ungeduld und Aufregung übertragen sich auf den erkrankten Menschen.
Bei Angst, Aufregung oder Konflikten …
- ist beruhigen besser als erklären
- ist verständnisvolle Zuwendung besser als korrigieren
- ist freundliches Ablenken besser als diskutieren
- ist eine Konfrontation des Demenzkranken mit der Realität nicht hilfreich
- steigern Ungeduld und Hektik nur die Unruhe und Hilflosigkeit.
- nehmen unnötige Hilfestellungen die Selbständigkeit.
- den Kranken nicht „zum Kind machen“.
Besondere Situation der Angehörigen
- Eltern werden zu „Kindern“ (hilfs- und fürsorgebedürftig).
- Angehörige werden in fortgeschrittenen Krankheitsstadien vom Kranken nicht mehr erkannt.
- Die Eltern der Kranken kommen in Erzählungen und Äußerungen des Kranken häufig vor, Partner und Kinder selten.
- Aufgrund der Überforderung können Wut, Ärger und Aggressivität dem Kranken gegenüber entstehen.
- Die Überbelastung kann dazu führen, dass Angehörige körperlich oder seelisch erkranken.
… wichtig ist für Sie als Angehörige
- Achten Sie auf Ihre Belastungsgrenze.
- Nehmen Sie sich Zeit für Ablenkung und Entspannung.
- Auch andere Familienmitglieder brauchen Ihre Aufmerksamkeit und Zuwendung.
- Holen Sie sich Unterstützung und Hilfe, wenn Sie überbelastet sind.
Grundsätzlich gilt …
- Es gibt keine festen und eindeutigen Regeln.
- Orientieren Sie sich im Umgang an den vorhandenen Fähigkeiten, nicht an den Defiziten (die Stärken betonen, die Schwächen ausgleichen).
- Je nach Krankheitsstadium sind mehr oder weniger Hilfen erforderlich.
- Versuchen Sie nicht, perfekt zu sein.
- Das Tun ist wichtiger als das Ergebnis.
- Geben Sie Anregungen, ohne zu überfordern.
- Bieten Sie Hilfe dosiert an und steigern Sie diese nur schrittweise.
- Machen Sie bestimmte Handlungen vor, wenn der Kranke sie nicht versteht.
- Planen Sie mehr Zeit ein, als Gesunde sie benötigen.
- Unterstützen Sie nur in erforderlichem Umfang.
- Bieten Sie nicht zu viele Entscheidungsalternativen an.
Wichtig ist …
- Die Gefühle des Patienten wahrnehmen.
- Auf respektvollen und wertschätzenden Umgang achten.
- Kritik und Überforderungssituationen vermeiden.
- Vorwürfe und Beschuldigungen des Patienten nicht persönlich nehmen.
- Hilfestellungen nur dann geben, wenn es nötig ist.
- Diskussionen und Streit vermeiden.
- Dem Demenzkranken ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben.
- Sein Verhalten als krankheitsbedingt einstufen.
- Selbst möglichst ruhig und gelassen bleiben.
Külkens Hauskrankenpflege GmbH
Gewerbepark
an der B423
Große Heide 4-6
66399 Mandelbachtal
Pflegedienstleitung
Magda Schwind
Stellv. Pflegedienstleitung
Christine Zäh
Telefon
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FAX
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